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Unerforschter Kontinent aus Plastikmüll im Pazifik

Am Strand bei Dakar hat sich Plastikmüll angesammelt. Millionen Tonnen Müll treiben allein in den fünf großen Strudeln der Weltmeere Am Strand bei Dakar hat sich Plastikmüll angesammelt. Millionen Tonnen Müll treiben allein in den fünf großen Strudeln der Weltmeere
Da die Menschheit wächst und immer mehr Plastikmüll verursacht bildet sich im Meer eine Müllinsel - welche mitlerweile so groß wie Indien ist
Quelle: picture alliance / dpa
Eine der größten Umweltkatastrophen unserer Zeit? Im Pazifik wird ein Gebiet aus Plastikmüll untersucht, das größer ist als Indien. Strömungen halten die gigantische Müllmenge fest.

Der „siebte Kontinent“ liegt im Pazifischen Ozean. Das gigantische Gebiet ist größer als Indien und noch weitgehend unerforscht. Und es besteht ausschließlich aus Müll. Vor allem aus Plastikabfällen, die von den Küsten und aus Flüssen in die Gewässer zwischen Kalifornien und Hawaii getrieben werden. Ein riesiger Wirbel hält den Müll dort fest. Nun startet am 20. Mai eine Expedition von den USA aus, um den Müll-„Kontinent“ zu erforschen.

Der französische Forscher Patrick Deixonne, der Vater der Expedition, war während einer Rudertour im Jahr 2009 auf die Abfall-Anhäufung in Pazifik gestoßen. „Ich sah plötzlich all diesen Plastikmüll um mich herum. Ich habe mich gefragt: Wohin treibt das nur alles?“

Zurück an Land begann der 48-Jährige zu recherchieren und fand die Antwort: Die Plastik-Überreste vermengen sich am Treffpunkt von zwei Meeresströmungen, die auf die Erdrotation zurückzuführen sind und einen immensen Wirbel bilden.

Müllinsel wird durch Meeresströmung zusammengehalten

So viel Plastik schwimmt schon heute in unseren Meeren

Plastikmüll in den Weltmeeren ist eines der großen Umweltprobleme unserer Zeit. Doch nicht nur die Müllinseln im Ozean werden immer größer. Der Großteil des Plastiks ist gar nicht zu sehen - und umso gefährlicher.

Quelle: Die Welt

Laut dem deutschen Umweltbundesamt sind es bis zu 140 Millionen Tonnen Abfall, die in den Meeren liegen, schwimmen oder an die Strände treiben. Millionen Tonnen Müll treiben allein in den fünf großen Strudeln der Weltmeere, der Schmutz wird dabei langsam in deren Zentrum gezogen. Das Problem für die Wissenschaftler besteht darin, dass diese „Suppe“ vor allem aus Mikro-Überresten aus Plastik zusammengesetzt ist, die unter der Wasseroberfläche schweben – manchmal in 30 Metern Tiefe. Diese Müllgebiete sind deshalb von Satelliten aus kaum auszumachen, sondern nur vom Boot aus sichtbar.

Die Oberfläche des „siebten Kontinents“ im Pazifik umfasst nach Angaben der französischen Weltraumagentur CNES rund 3,4 Millionen Quadratkilometer. Weil dieser Müll in Gewässern treibt, die weder für die Schifffahrt noch für den Tourismus von besonderem Wert sind, „interessiert das Problem nur Umweltschützer und Wissenschaftler“, klagt Deixonne, der früher als Feuerwehrmann im französischen Überseegebiet Guyana gearbeitet hat und nun Mitglied der französischen Erforscher-Vereinigung ist.

1997 entdeckte Charles Moore den Müllstrudel

Seit der zufälligen Entdeckung des riesigen Abfallstrudels durch den US-Meeresforscher Charles Moore im Jahr 1997 wurde die Plastikmüll-Bank im Pazifik nur in wenigen Studien auf ihre Umweltauswirkungen auf das Meer hin untersucht. Deixonne will nun diese „ökologische Katastrophe“ international bekannt machen, indem er vor Ort wissenschaftliche Untersuchungen anstellt und Bilder aufnimmt.

Seine Expedition soll am 20. Mai von Oceanside in Südkalifornien aus mit Kurs auf den Riesen-Müll-Strudel starten. Während der gesamten Fahrt sollen Messungen vorgenommen werden, um die Dichte und Zusammensetzung des Abfalls im Wasser zu untersuchen. Mithilfe eines Satelliten-Leitsystems will er in sechs bis sieben Tagen das Gebiet mit der höchsten Abfallkonzentration erreichen, das etwa eintausend Seemeilen von der Küste entfernt liegt.

Die Plastikinsel soll per Satellit kartographiert werden

Getestet werden soll bei der Fahrt auch ein Messgerät in einer Boje, das Ingenieursschüler in Frankreich zusammen mit der CNES entwickelt haben. Dadurch soll Plastik im Wasser von Plankton und anderen Lebewesen unterschieden werden und so am Ende das verschmutzte Gebiet über per Satellit übertragene Bilder kartographiert werden.

Die Expedition sollte ursprünglich schon im Mai 2012 starten – war dann aber just am Plastikmüll gescheitert. Noch vor der Abfahrt in Kalifornien hatte eine Plastiktüte die Wasserpumpe des Segelschiffs von 1938 lahm gelegt, das Deixonne gechartert hatte. Im Golf von Mexiko verfingen sich zudem Überreste eines Nylon-Fischernetzes in seinem Ruder.

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Solche Probleme würden in dieser Gegend „immer häufiger“ auftreten, berichtet Deixonne. Vor allem kalifornische Segler seien davon betroffen. Angesichts der zunehmenden Schwierigkeiten mit dem Müll unterstützt diesmal der Yacht-Club von Oceanside die Expedition. Kostenlos stellte er Deixonne ein leistungsstarkes Motorboot und drei Besatzungsmitglieder zur Verfügung.

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An der norwegischen Insel Sotra ist ein Schnabelwal angespült worden. Wissenschaftler wollten herausfinden, woran der Wal gestorben ist. Bei der Autopsie mussten sie eine erschreckende Entdeckung machen.

Quelle: Reuters

Peter Gilruth, Direktor der Abteilung für Frühwarnsysteme des UN-Umweltprogramms (UNEP) in Nairobi, die sogenannten Mikroplastik-Abfälle, sorgt sich um winzige Partikel, die von Fischen und anderen Meeresorganismen leicht aufgenommen werden und in die Nahrungskette gelangen.

Eine Reihe der chemischen Bestandteile in Plastikabfällen können, so befürchten einige Wissenschaftler, langfristig das Erbgut verändern oder Krebserkrankungen begünstigen. Wie letztlich die Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean und die Gesundheit vom Menschen sein wird, lässt sich jedoch derzeit noch nicht abschätzen.

AFP/cl

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