So erleben sie Tag für Tag ungefiltert die verbalen Abgründe des Internets während der Flüchtlingskrise 2015 in Deutschland – und leben mit den krassen Kommentaren von Menschen, die ihnen prinzipiell auch täglich in der Bahn, beim Einkaufen oder in der Kneipe begegnen könnten. Bei den vielen Hasskommentaren ist das eine belastende Erfahrung, für die jeder der Protagonisten eine eigene Bewältigungsstrategie hat. Ob nun Zocken an der Konsole, ein Feierabendbier mit den Kollegen trinken gehen oder Zeit mit der Familie verbringen – die Arbeit und die Kommentare sind mit von der Partie.

Beleidigungen durch Trolle

Eindringlich und oft absurd humoristisch schildert Kathrin Klingner den Büroalltag und das Leben von Kitty und ihren Kollegen. In kurzen Episoden erfährt man immer mehr über die Hintergründe jedes Einzelnen, immer wieder durchbrochen, von den kalten und oft beleidigenden Kommentaren anonymer Trolle.

Die Autorin, die selbst seit 2013 im Nebenjob als Kommentar-Moderatorin arbeitet, hat im Comic viele persönliche Erfahrungen, insbesondere die Kommentare verarbeitet, wie sie kürzlich in einem Interview mit dem Radiosender „Deutschlandfunk Kultur“ bestätigte. Vieles sei jedoch auch Fiktion. Um dies zu unterstreichen, habe sie ihre Charaktere auch als Fantasiewesen gezeichnet. In einem einfachen und minimalistischen Stil bevölkert Kathrin Klingner ihren Comic so mit Tiermenschen und menschenähnlichen Wesen.

Kritisch mit der Netzkultur

„Über Spanien lacht die Sonne“ ist eine Momentaufnahme der jüngeren deutschen Zeitgeschichte und dokumentiert einen nach wie vor wichtigen und kritischen Aspekt der Netzkultur. Gleichzeitig wird eine Arbeits- und Lebenswelt präsentiert, die vielen fremd sein dürfte, allerdings zukünftig relevant bleiben wird.

„Über Spanien lacht die Sonne“ von Kathrin Klingner, Reprodukt, 128 Seiten, 20 Euro.